75 Jahre nach Kriegsende stellen sich nicht nur Schülerinnen und Schüler an der Loburg die Frage: Was geht mich eigentlich die Zeit des Nationalsozialismus heute noch an? Die Exerzitiengruppe „Papenburg“ beschäftigte sich im Rahmen ihrer letzten fünftägigen Schulfahrt nicht nur intensiv mit der eigenen Persönlichkeit und der anstehenden Zukunft nach dem Abitur, sondern auch mit eben jenem Bezug zum dunkelsten Kapitel deutscher Geschichte.
Unter der Führung von Christina Fietz und Nico Hergemöller bewiesen die 14 Loburger in den ersten Tagen zunächst ihre sozialen Kompetenzen. Die Fähigkeit im Team zu arbeiten und das strategische Herangehen an Problemstellungen wurden in- und outdoor auf die Probe gestellt. So meisterte die Gruppe z.B. trotz Regens einen Baumstammparkour oder eine Flussüberquerung mit Bravour und bewies auch bei den anschließenden Reflektionen besondere Sensibilität. Der Selbstversuch des „Handyfastens“ fiel schon in diesen ersten Tagen überraschend leicht. „In jeder Pause holten wir statt unseren Handys die Spielkarten raus!“, resümierte Sophie Krall stolz und traf so auch den Kern der Abendgestaltungen.
Im Rahmen des geschichtlichen Teils der Fahrt richteten die Schülerinnen und Schüler ihren Blick schließlich zurück in die Vergangenheit. Die NS-Zeit wurde anhand von vier zum Teil unglaublichen Biografien jüdischer Holocaust-Überlebender, die die Schülerinnen und Schüler intensiv durchleuchteten, nahbar und mit dem Besuch der Gedenkstätte Esterwegen (ehemaliges Konzentrationslager, errichtet 1933), am Folgetag auch vor Ort erfahrbar. Mit einer dortigen Führung und der Ausstellung zum Leben der Lagerinsassen als „Moorsoldaten“ wurden einem das KZ als wesentliches Instrument der nationalsozialistischen Herrschaft und die Abgründe menschlichen Verhaltens vor Augen geführt. Um die vielen Eindrücke im Anschluss zu verarbeiten, begaben sich die Loburger in das anliegende Kloster und damit zu den Mauritzer Franziskanerinnen, um u. a. im „Raum der Sprachlosigkeit“ im Austausch miteinander Wege und Worte zu finden, die Eindrücke über die Qualen der Häftlinge und das menschenverachtende Verhalten der Täter zu verarbeiten. Im dortigen Gespräch mit Schwester Brigitte wurde die besondere Verantwortung, für Grundrechte und Demokratie einzustehen als Antwort auf die Frage, was man heute mit diesem Teil der Geschichte noch zu tun hat, in eindringlicher Form deutlich.
Die Loburger Exerzitiengruppe am See vor ihrer Unterkunft der Historisch-Ökologischen Bildungsstätte (HÖB).
Intensive Quellenarbeit! Zur Vorbereitung auf den Besuch in der Gedenkstätte Esterwegen erarbeiten und präsentierten sich die SuS die zum Teil spektakulären Lebensgeschichten der Holocaust-Überlebenden.
Den eigenen Horizont erweitern! Fünf Tage setzten sich die Loburger mit der eigenen Zukunft der deutschen Vergangenheit auseinander.
Mit vollem Körpereinsatz erprobten die Schülerinnen und Schüler ihre Teamfähigkeit.
Bilder: Nico Hergemöller