Ort der Achtsamkeit

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Bis zum heutigen Tag mussten wir Loburger uns auch mit Ereignissen der Vergangenheit unserer Einrichtung auseinandersetzen, die uns tief erschüttert und beschämt haben. In Gesprächen mit ehemaligen Loburgern wurde deutlich, dass es auch bei uns in früheren Jahrzehnten Fälle von Misshandlung und Missbrauch gegeben hat. Wir sind den Betroffenen sehr dankbar, dass sie den Gesprächskontakt zu uns aufgenommen haben und uns so die Chance geben, uns auch mit dunklen Kapiteln von Internat und Schule auseinander zu setzen.

In diesen Gesprächen entstand die Idee, in der Loburger Kirche einen Ort zu schaffen, der uns Mahnung sein kann, den Umgang miteinander immer wieder in den Blick zu nehmen. Mit der Skulptur „Was Menschen Menschen antun“ des Künstlers Roland Lindner aus Kretzschau haben wir als Zentrum des Raumes ein Kunstwerk gefunden, das diesem Anliegen Rechnung trägt.

 

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Der „Ort der Achtsamkeit“ ist damit aber nicht „fertig“. Er soll sich wandeln und aktualisieren durch Ideen und Arbeiten der heutigen Loburger, denn dieser Ort will nicht nur zur Rück-Besinnung einladen, sondern hat im Wesentlichen drei Dimensionen.

 

Dimension1: Rück-Schau


Mit dem „Ort der Achtsamkeit“ wollen wir Loburger auch als katholische Einrichtung zu unserer Verantwortung stehen, die uns die Vergangenheit unserer Einrichtung auferlegt hat. Wir möchten Misshandlung, Missbrauch und Missachtungen, die es in der Geschichte der Loburg gab, nicht als Vergangenes und Abgeschlossenes betrachten, denn wir wissen dank der Gespräche mit Betroffenen, dass es Menschen gibt, deren Leben bis heute geprägt und belastet ist von dem, was sie in der Vergangenheit hier auf der Loburg erleben mussten. Wir bekennen uns mit dem „Ort der Achtsamkeit“ zu dieser Vergangenheit und hoffen dadurch einen Beitrag leisten zu können, dass auch diejenigen, die sich (noch) nicht bei uns melden konnten, einen Weg zur Verarbeitung ihrer schmerzhaften Vergangenheit finden.

 

Dimension 2: Heute


Auf der Loburg lernen, leben und arbeiten über tausend Menschen in Schule und Internat auf engem Raum zusammen. Damit wir eine Gemeinschaft sein können, in der sich alle aufgehoben und geachtet fühlen, ist es notwendig, immer wieder unser Miteinander in den Blick zu nehmen. Worte und Taten können verletzen, physisch und psychisch, manchmal unsichtbar, aber dennoch schmerzhaft.

  •  „Achtsamkeit“ bedeutet, immer wieder zu fragen und zu beobachten, wie Menschen mit Menschen umgehen. Das gilt für Schülerinnen und Schüler sowie für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in gleicher Weise.
  • „Achtsamkeit“ bedeutet, das eigene Verhalten zu hinterfragen.
  • „Achtsamkeit“ bedeutet auch, Verantwortung zu übernehmen, in dem wir dem Verhalten anderer nicht gleichgültig gegenüberstehen.
  • „Achtsamkeit“ bedeutet, aktiv zu werden, wenn wir erleben oder hören, das Menschen leiden durch körperliche oder verbale Grenzüberschreitungen anderer.
  • „Achtsamkeit“ bedeutet, miteinander und füreinander Verantwortung zu übernehmen für das, was im Alltag auf der Loburg, in den Familien und in der Welt geschieht.

 

Dimension 3: Zukunft - Mahnung


Mit der Anschaffung eines Kunstwerkes und der Einrichtung des „Ortes der Achtsamkeit“ in der Loburger Kirche, binden wir uns ganz bewusst und dauerhaft an die vorgenannten Verantwortlichkeiten. Schüler, Mitarbeiter und Gäste der Loburg werden so auch auf Dauer immer wieder mit dem konfrontiert, was die Intentionen des „Ortes der Achtsamkeit“ sind. So werden wir hoffentlich immer neu erfahren, dass ein achtsamer Umgang miteinander nie zu einem abgeschlossenen Vorgang wird, sondern uns zeitlebens neu herausfordert.

 

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Seit der Einweihung im Jahre 2012 ist es uns wichtig, dass jeder Loburger / jede Loburgerin um den Ort der Achtsamkeit und dessen Sinn weiß. Er soll kein versteckter Ort im Seitenraum der Kirche sein.

Bei Ehemaligentreffen ist dieser Ort immer mal wieder Anlass, über Erlebtes zu sprechen. Aus solchen Begegnungen haben sich auch schon Hinweise auf Ereignisse aus der Vergangenheit ergeben, die ohne den Ort der Achtsamkeit wohl nicht zur Sprache gekommen wären.

Auch die Begegnung und Aussöhnung ehemaliger Schüler untereinander hat in diesen Jahren am Ort der Achtsamkeit stattgefunden.

Siehe zum Ort der Achtsamkeit auch: 

 

Auch an dieser Stelle möchten wir noch einmal ausdrücklich ermutigen, über belastende Ereignisse in der Loburger Zeit ins Gespräch zu kommen. Vielleicht fehlt manchmal die Kraft, sich direkt mit dem Bistum oder dem Missbrauchsbeauftragten in Verbindung zu setzen. Der Austausch mit Lebenspartnern oder ehemaligen Mitschülern können dabei ein ermutigender Zwischenschritt sein. Andere Betroffene wünschen bis heute keinen Kontakt mit der Loburg und wählen den Weg zu einem Therapeuten, um die lebensverändernden Ereignisse aufzuarbeiten. Dazu möchten wir ausdrücklich ermutigen.

 

Natürlich stehen Schul- und Internatsleitung und die Seelsorge jederzeit zu vertraulichen Gesprächen bereit.

Schulleitung
Michael Bertels, Tel: 2532/87-0, Mail: bertels@bistum-muenster.de

 

Internatsleitung
Dr. Oliver Niedostadek, Tel: 02532/87-157, Mail: niedostadek@die-loburg.de

 

Internats- und Schulseelsorger*in

Wolfgang Rensinghoff, Tel: 02532/87-525, Mail: rensinghoff@die-loburg.de
Franzis Niehoff, Tel: 02532/87-526, Mail: niehoff@die-loburg.de

 

 


Hier finden Sie weitere Informationen sowie die Ansprechpartner des Bistums Münster zum Thema sexueller Missbrauch:

https://www.bistum-muenster.de/sexueller_missbrauch/

Informationen zur Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs im Bistum Münster durch die Historikerkommission der Uni Münster finden Sie hier:

https://www.uni-muenster.de/Geschichte/histsem/NZ-G/L2/Forschen/Projekte/aufarbeitungdesmissbrauchsanminderjaehrigenimbistummuenster.html