Max und Marie haben ein Problem. Die beiden Geschwister haben ihre Eltern gefragt, wann sie von der Geburtstagsparty wieder nach Hause kommen müssten. Die Mutter hatte nach kurzem Überlegen 9 Uhr als Termin festgelegt und dieses den beiden mit der Ermahnung pünktlich zu sein mit auf den Weg gegeben. Der Vater hatte ihnen anschließend beiläufig erzählt, dass er gut verstehen könne, wenn sie mal eine halbe oder auch ganze Stunde dranhängen würden, schließlich habe er das in seiner Jugend auch so gehalten und sei damit ganz gut gefahren. Die Kinder sind verstört und wissen nicht, was sie jetzt dürfen. Beide kommen zu spät. Der Familienfrieden ist tagelang gestört.
Eine typische Dilemma-Situation, was fehlt, ist eine klare Absprache zwischen den Eltern, es mangelt an Kommunikation in der Erziehung der beiden Kinder. Die Problemfelder sind vielfältig. Nun will ich hier keine allgemeine Erziehungsberatung machen, aber diese kleine Geschichte kann durchaus auf die schulische Situation übertragen werden, denn auch hier gilt: Kommunikation unter den Erziehenden ist unabdingbar, um effektiv zu sein und Irritationen bei unseren Schülerinnen und Schülern zu vermeiden. Plötzlicher Leistungsabfall, Schwierigkeiten in der Familie oder im Freundeskreis, Krankheiten, Schul- und Lebensängste, Mobbing, Stress im Bus sind nur einige Beispiele, bei denen eine rechtzeitige und intensive Kontaktaufnahme dringend notwendig ist.
Kommunikation ist für eine Schule als einer Einrichtung, in der es um die Weitergabe von Information geht, konstitutionell wichtig. Die Schwierigkeiten, die dabei auftauchen können, werden sofort deutlich, wenn man sich einmal die Zahlen der Beteiligten vergegenwärtigt. Nimmt man SchülerInnen, Eltern, LehrerInnen, ErzieherInnen und MitarbeiterInnen der Loburg zusammen, so sind das aktuell über 3000 Personen, die miteinander und untereinander in Kontakt bleiben müssen. Hinzu kommen ja noch Ehemalige und das gesamte an Schule interessierte Umfeld in unserer Region.
Auch und gerade im Arbeitskreis Elternarbeit wurde die Thematik intensiv besprochen. Es entwickelte sich dabei der Gedanke, die wichtige Zusammenarbeit in Erziehungs- und Schulfragen zwischen Eltern und Lehrern durch eine Kommunikationsvereinbarung zu stärken. Beide Gruppen müssen nämlich gewährleisten, dass schulische Erziehung stattfindet, und, wie in unserem Beispiel von Max und Marie, ist es ungemein wichtig, dass wir mit einer Stimme sprechen und glaubhaft hinter den erzieherischen Aussagen stehen.
Ganz bewusst wurden nur einige wenige, aber wichtige Punkte formuliert, die Eltern und Lehrer jeweils berücksichtigen sollen, da kein Gesetzeswerk, sondern ein Hilfsinstrument entstehen sollte.
Vorwort:
„Als soziales Wesen lebt der Mensch in Beziehungen. Die Begegnung mit anderen ruft ihn auf, Verantwortung für seine Entwicklung, für die der anderen und das Zusammenleben mit ihnen zu übernehmen.“( Leitbild für die kath. Schulen im Bistum Münster, S.11)
Voraussetzung für ein Leben als soziales Wesen ist das Im-Gespräch-Bleiben . Für die Schule bedeutet das ein vertrauensvolles Miteinander aller am Schulleben beteiligten Personen, und zwar auf den verschiedenen Ebenen: im Unterricht, aber auch außerhalb des Unterrichts. Das fordert von allen Loburgern ein großes Maß an Kommunikationsbereitschaft.
Wir lassen uns aber nur fordern, wenn wir eine Atmosphäre des gegenseitigen Vertrauens schaffen, in der jeder Einzelne bereit ist, seinen Beitrag zu leisten: Dem Nächsten wohlwollend und mit Wertschätzung entgegen zu treten, Meinungsverschiedenheiten zuzulassen, zu diskutieren und gegebenenfalls Mehrheitsentscheidungen mitzutragen.
Gemeinsame Verantwortung für die Entwicklung übernehmen zu können, setzt aber auch voraus, dass die Beteiligten auf dem gleichen Stand der Information sind. Nur dadurch gewährleisten wir optimale Lernvoraussetzungen für unsere Kinder und setzen positive Akzente, die auch den Lehrern und Erziehern, dem Schulleiter und weiteren am Schulalltag Beteiligten das Arbeiten auf der Loburg erleichtern.
Den gleichen Stand der Informationen erreichen wir durch eine vertrauensvolle Kommunikation unter allen Beteiligten.
Eltern
Lehrer
1. Schritt: Die Vereinbarung wird beim Tag der offenen Tür den zukünftigen Sextanereltern vorgestellt.
2. Schritt: Die Vereinbarung wird von den Eltern zusammen mit dem Schulvertrag unterschrieben.
3. Schritt: Jeder neue Klassenlehrer stellt den Eltern die Vereinbarung neu vor und spricht mit den Eltern ab, wie die Kommunikation untereinander am besten aufrecht erhalten werden kann.
Jetzt wird sich sicher mancher die Frage stellen, welche Rechtsverbindlichkeit eine solche Vereinbarung denn nun hat und welche möglichen Konsequenzen bei Verstößen gegen die Inhalte gezogen werden können. Die Einhaltung des Vertrages ist freiwillig – aber es wird erwartet, dass die Regeln "im Rahmen der Möglichkeiten" eingehalten werden. Wir bauen dabei natürlich auf die Einsicht und den guten Willen aller Beteiligten.
Doch eines ist gewiss: Wird ein wichtiges, aber vielleicht noch überschaubares Problem unserer SchülerInnen nicht benannt und besprochen, kann es zu einem „Riesenproblem“ werden. Und dieses erfordert dann meist eine Vielzahl von Gesprächen, wenn es überhaupt aus der Welt zu schaffen ist. Und deshalb ist es oftmals gut, sagen zu können: „Gut, dass wir darüber sprechen können, gut, dass wir darüber gesprochen haben!“