Am Dienstag, den 10. April, war es endlich soweit: 18 Loburger Schülerinnen und Schüler aus der Jahrgangsstufe 10 und 11 traten zusammen mit mir und meiner Kollegin Frau Kruse die Reise nach Spanien an. Wir freuten uns schon sehr auf die Woche in Andalusien, denn der neue Schüleraustausch bietet die Möglichkeit, Theorie und Praxis zu verknüpfen: Das Thema „Andalusien“ ist im Spanisch-Curriculum der Jahrgangsstufe 10 und 12 deutlich verankert.
Am späten Nachmittag trafen wir in Córdoba ein, wo wir von den Gastfamilien und einer Lehrkraft unserer neuen Partnerschule herzlich in Empfang genommen wurden.
Am nächsten Morgen ging es in jene neue Partnerschule der Loburg, El Bética Mudarra, die auch eine katholische Privatschule ist. Die Loburger Schüler und ihre spanischen Austauschpartner hatten schon vor Reiseantritt Gelegenheit, via Facetime und WhatsApp Kontakt aufzunehmen. Vor Ort konnten sich die Austauschpartner mit Hilfe von Kennlernspielen dann noch besser kennenlernen.
Am Donnerstag stand der erste Ausflug an: Wir fuhren nach Granada, wo uns eine Stadtführerin in Empfang nahm und bis zum Nachmittag begleitete. Die erste Sehenswürdigkeit, die auf dem Programm stand, war das Kloster Monasterio de la Cartuja, das als eines der bedeutendsten Barock-Bauwerke in Spanien gilt. Danach bot sich uns von zwei Aussichtspunkten, dem Mirador de San Cristóbal und dem Mirador de San Nicolás, die im ältesten Stadtviertel Albaycín liegen, ein atemberaubender Blick auf die Alhambra mit der Sierra Nevada im Hintergrund. Diese beeindruckende Festungsanlage gilt als eines der bedeutendsten Beispiele islamischer Baukunst in Europa. Nach einem Spaziergang durch das Stadtviertel endete die Führung im Stadtzentrum, wo wir im Anschluss Tapas essen und das Zentrum erkunden konnten.
Am Freitag stand Córdoba auf dem Programm. Die Stadt, die zum Weltkulturerbe erklärt wurde, war äußerst bedeutend im Römischen Reich (Hausptstadt der Provinz Hispania Ulterior) und im Mittelalter (Hauptstadt des Kalifats der Omaijaden).
Marina und María Dolores, Geschichtslehrerinnen im Bética Mudarra, führten uns zunächst zur Plaza del Potro, die im Roman DonQuijote von Miguel de Cervantes erwähnt wird. Dann ging es weiter zur Plaza de la Concha, wo wir bauliche Überreste der Römer vorfanden und nicht nur über die Architektur des privaten Gebäudes mehr erfuhren, sondern auch über das Leben der Lehrerin Victoria Díez, die als Märtyrerin gestorben ist und 1993 in Rom von Papst Johannes Paul II selig gesprochen wurde. Ein Porträt von Victoria Díez, das im Bética Mudarra hängt, verdeutlicht die Verbundenheit unserer neuen Partnerschule mit dieser Persönlichkeit.
Marina und María Dolores führten uns nach einer kurzen Pause in die Moschee-Kathedrale, die eines der einzigartigsten Sehenswürdigkeiten der Welt ist. Hier verschmelzen zwei Kulturen durch Architektur: die islamische und die christliche. Dann ging es an dem Triumphbogen vorbei zur römischen Brücke, wo Marina uns die herausragende Rolle Córdobas während des Römischen Reiches erläuterte. Der Rundgang endete dann an der Alcázar de los Reyes Cristianos, die den Katholischen Königen als Residenz diente. In diesem Palast kam es zu den Treffen zwischen Christopher Kolumbus und den spanischen Königen, in denen es um Kolumbusʼ Reisepläne ging. Einen kleinen Abstecher machten wir dann zum Schluss noch mit den Pferdeinteressierten zu den historischen Pferdeställen (Caballerizas Reales).
Am Wochenende unternahmen die Loburger Schülerinnen und Schüler etwas mit ihren Gastfamilien. So lernte ein Loburger zum Beispiel, wie man eine Paella zubereitet, und eine Loburgerin reiste mit ihrer Gastfamilie nach Málaga und besuchte das Picasso-Museum.
Am Montag reisten wir nach Sevilla, wo uns eine Stadtführerin in Empfang nahm. Zuerst führte sie uns zur wunderschönen Plaza de España, die von George Lucas als Kulisse für eine Szene aus Star Wars Episode II: Angriff der Klonkrieger gewählt worden ist, und zum Parque de María Luisa. Dann ging es an historischen Gebäuden vorbei zur Innenstadt, in der sich die drittgrößte Kathedrale der Welt befindet. In unmittelbarer Nähe zur Kathedrale sind die Alcázar de Sevilla, der mittelalterliche Königspalast, der bis heute von der spanischen Königsfamilie als offizielle Residenz genutzt wird, und das Archivo General de Indias, wo Dokumente mit Bezug zum spanischen Kolonialreich gesammelt werden. Vor dem Mittagessen unternahmen wir noch eine Bootsfahrt über den Fluss Guadalquivir und lernten die Stadt aus einer anderen Perspektive kennen.
Am nächsten Tag mussten die Loburger von ihren Gasteltern Abschied nehmen, denn wir flogen mit den spanischen Austauschschülern und den zwei Lehrern Esperanza und Antonio im selben Flugzeug zurück nach Deutschland. Bei unserer Ankunft wurden die Schülerinnen und Schüler von den Loburger Gasteltern schon erwartet und herzlich empfangen.
Am folgenden Tag ging es zunächst in die Schule. Unsere spanischen Gäste lernten Die Loburg kennen und wurden von Herrn Bertels und Frau Dropmann herzlich willkommen geheißen. Dann fuhren wir nach Münster, wo wir uns bei einem Stadtspiel auf Englisch selbstständig Wissen über die historischen Ereignisse, wie z.B. den Westfälischen Frieden, aneigneten und die historischen Gebäude besichtigten. Nach einer Mittagspause ging es in das Münsteraner Picasso-Museum und wir erfuhren bei einer Führung viel über Leben und Werk des in Málaga (Andalusien) geborenen Malers.
Am Mittwoch konnten die spanischen Schüler erstaunt feststellen, dass man problemlos ohne Grenzkontrollen in ein weiteres europäisches Land einreisen kann und sich außerdem auf Englisch überall in Europa verständigen kann – gelebtes Europa! In Amsterdam angekommen machten wir zuerst eine Grachtenfahrt. Durch die Erklärungen erfuhren wir viel über das Nachbarland und dessen Hauptstadt. Danach stand ein Besuch des weltbekannten Rijksmuseum auf dem Programm, wo die Schülerinnen und Schüler mithilfe einer App das Museum selbstständig erkunden konnten und Informationen über die Werke erhielten. Die Nachtwache von Rembrandt war natürlich ein Muss. In unmittelbarer Nähe zu diesem Meisterwerk befindet sich auch der Westfälische Friede von Münster und damit die bildhafte Darstellung der Geburtsstunde der Niederlande: So werden auf dem Gemälde von Bartholomäus van Helst Persönlichkeiten dargestellt, die dieses historisch bedeutsame Ereignis feiern.
Nachdem wir in Spanien von der Bedeutung der Stadt Córdoba unter den Römern erfahren haben, konnten die Schülerinnen und Schüler am Freitag lernen, dass auch Köln unter den Römern eine herausragende Rolle inne hatte. Vor dem Besuch des Römisch-Germanischen Museums, wo die Gruppe Überreste der römischen Zeit betrachten und über diese Epoche mehr erfahren konnte, ging es über die Hohenzollernbrücke. Das Highlight waren natürlich die zahlreichen Schlösser, die dort von Verliebten angebracht worden sind. Der Spaziergang über die Brücke dauerte allerdings etwas länger als geplant, denn die Schlösser mussten natürlich auf Bild und Video festgehalten werden!!!
Nach dem Museumsbesuch besuchten wir das Wahrzeichen der Stadt: den Kölner Dom. Bei einer Domführung lernten wir viel über die Geschichte des Kölner Doms und der Stadt Köln. Besonders der Dreikönigenschrein hat bei unseren spanischen Gästen einen großen Eindruck hinterlassen, denn es war nicht jedem bekannt, dass die Reliquien der Heiligen Drei Könige im Dom verehrt werden.
Am Wochenende konnten die Schülerinnen und Schüler etwas mit ihren Gastfamilien unternehmen und somit in weitere Aspekte des deutschen Familienlebens und der deutschen Kultur eintauchen.
Am Montag verbrachten die spanischen Schülerinnen und Schüler den Tag an der Loburg und begleiteten ihre deutschen Austauschpartner in den Unterricht, wo sie das spanische Schulsystem mit dem deutschen vergleichen konnten. An diesem Morgen erhielten die spanischen Gäste auch zwei Deutschstunden, um zumindest einen Eindruck von der deutschen Sprache zu erhalten, denn die meisten Schülerinnen und Schüler kamen ohne Deutschkenntnisse zu uns.
Am späten Nachmittag gab es eine Abschiedsparty in der Pinte, denn am Dienstagmorgen mussten wir uns von unseren spanischen Gästen leider wieder verabschieden. Der erste Austausch zwischen dem Bética Mudarra und der Loburg ging zu Ende und einige Tränchen wurden beim Verabschieden dann schon verdrückt.
Dieser Austausch betont das europäische Profil der Loburg, denn er fördert sowohl das sprachliche als auch das interkulturelle Lernen der Schülerinnen und Schüler. Die einzelnen Programmpunkte der beiden Austauschbegegnungen in Spanien und in Deutschland sollten den Schülerinnen und Schülern auf beiden Seiten das gemeinsame historische und kulturelle Erbe als Europäer verdeutlichen und sie zu europäischem Handeln motivieren. Den Schülerinnen und Schülern wurde ihre Rolle als Europäer nicht zuletzt dadurch bewusst, dass sie stets in drei Sprachen kommunizierten: Spanisch, Englisch und Deutsch.
In diesem europäischen Geist freut sich Die Loburg auf die weitere Zusammenarbeit mit unserer neuen Partnerschule in Córdoba, Spanien.
Araceli Gil Martínez