Station 18 - Wie beschneidet man Obstbäume richtig?

Eine Anleitung für eine nachhaltige Pflege

Im Vordergrund steht in den ersten Lebensjahren eines Baumes nicht der Obstertrag, sondern der stabile Aufbau einer Krone. Eine Pyramidenkrone besteht aus einem Mitteltrieb (Stammverlängerung) und drei bis vier gut verteilten Leitästen. Das Wachstum wird durch den jährlichen Schnitt angeregt. Ohne Schnitt gibt es zwar mehr/größere Früchte, aber die Bäume altern vorzeitig. Bei Hochstammbäumen beginnt die Ertragsphase erst ab dem 7. - 12. Standjahr.

Beim Pflanzschnitt werden die Leit-Äste um etwa ein bis zwei Drittel ihrer Länge eingekürzt. Bei der Auswahl der Leit-Äste ist darauf zu achten, dass sie ca. im 45o-Winkel zum Stamm stehen. Es besteht auch die Möglichkeit, die Äste mit Hölzern nach außen zu biegen oder sie hochzubinden.

 

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(Copyright aller Graphiken: Michael Papenberg)

 

Beim Erziehungsschnitt (Wintermonate bis Ende März) wird je nach Wachstum zurückgeschnitten, jedoch in ähnlichem Umfang. Treibt ein Jungbaum gar nicht aus, muss der Rückschnitt bis ins vorjährige Holz erfolgen. Der Rückschnitt erfolgt jeweils auf die außenstehenden Knospen. Dabei werden die Leit-Äste auf gleicher Höhe eingekürzt (»Saftwaage«), die Stammverlängerung knapp darüber.

 

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Wichtig: Die Seitentriebe, die sich auf der Oberseite der Leit-Äste gebildet haben, müssen direkt an der Basis entfernt werden. Allerdings können die Seitentriebe, die auf der Unterseite waagerecht und eher schwach sind, als Fruchtholz ungeschnitten stehen bleiben. Stärkere sollten eingekürzt werden. Bei der Stammverlängerung können waagerechte und schwache Triebe verbleiben. Steilstehende Triebe gelten als Konkurrenztrieb und müssen weichen. Triebe, die später das Obst tragen, sollten nicht angeschnitten werden, außer dann, wenn der Baum nicht wächst. (siehe Abb. 10).

Abgeschlossen ist der Erziehungsschnitt nach 8-10 Jahren (Abb. 5). Der Baum wird dann in Abständen von 3-5 Jahren ausgelichtet. Zu dicht stehende Triebe, die auch noch in die Krone wachsen oder stark nach unten hängen, werden an der Basis entfernt. (Abb. 6). Bei zu steilem Wachstum der Nebentriebe kann durch »Waagerechtstellen« dieser Triebe (Herunterbinden) eine Umstellung von Holztrieb zum Fruchttrieb erreicht werden (Abb. 7).

 

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Dieser Überwachungsschnitt sollte bei Äpfeln und Birnen im Winter und bei Pflaumen und Kirschen im Sommer nach der Ernte erfolgen. Ist der jährliche Zuwachs weniger als 20 cm, muss stärker geschnitten werden, um Wachstum anzutreiben.

Verjüngungs- bzw. Altbaumschnitt. Lange nicht beschnittene Bäume besitzen zu dichte Kronen, die unregelmäßig tragen und viele kleine Früchte hervorbringen. Eine frühzeitige Vergreisung (Alterung des Holzes) ist eingetreten. Ein moderater Verjüngungsschnitt kann die Neutriebbildung wieder aktivieren. So versucht man, wieder genügend Licht in das Kroneninnere zu bekommen (Abb. 11).

 

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Ein weiteres Ziel des Verjüngungsschnitts ist es, dass nach einer stattgefundenen Baumansprache (genaue Betrachtung des Baumes) ein Gleichgewicht zwischen den Leitästen und der Stammverlängerung entsteht.

Nach einem (zu) starken Rückschnitt bilden sich Wasserschosse/Wassertriebe, das sind senkrecht nach oben wachsende Triebe. Sie tragen kaum Früchte, kosten den Baum jedoch Kraft.

 

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Deshalb sollten sie direkt am Ast, aus dem sie wachsen, entfernt werden. Bei großen Bäumen kann der Sommerschnitt helfen, den Wuchs zu beruhigen. Zunächst entfernt man im Juni einen Teil der Wasserschosse - nicht alle, denn wenn noch Triebe übrig sind, auf die der Baum die aufsteigenden Säfte ableiten kann, dann treibt er im Folgejahr nicht ganz so viele neue Wasserschosse aus.

Bäume sind nachzubehandeln, wie z. B. durch das Entfernen der Wassertriebe im Frühjahr.